Ruhe

Mit Karl Saurers «Ruhe» nehmen wir die Teilnehmerperspektive von jungen Menschen nach 1968 ein, die sich mit dem gewohnten Modus Operandi des Systems nicht abgeben wollen und für ihre Rechte und Anliegen debattieren, demonstrieren und Alternativen aufzeigen. Ihre Forderungen nach bezahlbarem städtischen Wohnraum, Gleichstellung oder einer rassismusfreien Gesellschaft haben an Aktualität nichts einbüsst. Der Film ist vor dem Hintergrund eines auf Ruhe und Ordnung angewiesenen, aber auch unruhestiftenden Systems entstanden, was sich konsequenterweise auf die Art und Weise unserer Sozialisationprozesse auswirkt. Ruhe und Ordnung, so eine Feststellung des Films, sind kapitalistisch bedingte Verhaltensweisen, die es zu übernehmen gilt, soll das System reibungslos funktionieren. 1970/72 entstanden, ist «Ruhe» ein film-historisch in der Schweiz einzigartiges und bedeutendes Zeugnis und nun erstmals öffentlich zugänglich. Neben einem kritischen Blick auf die damalige gesellschaftspolitische Realität gibt der Film verschiedenen jungen Aufbruchs-Bewegungen, die nach 1968 entstanden sind, das Wort und ein Gesicht.

Schweiz 1970/72
50 Min, ov/de, digital
Regie: Karl Saurer, Hannes Meier, Gerhard Camenzind