Newsletter 27.05.2021

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Demnächst im Kino

Kleine Heimat

Vertreibung und Wohnungsverlust betreffen nicht nur junge Mietende und Familien mit Kindern, welche an zentraler Lage wohnen. Das zeigt Regisseur Hans Haldimann in «Kleine Heimat», wo er die Mühen zweier älterer Frauen dokumentiert, denen gerade ihre Wohnung gekündigt worden ist. Hanni und Rosa leben schon fast ihr ganzes Leben in einer kleinen Siedlung in Leimbach am Stadtrand von Zürich. Als sich ihre Vermieterin, die Zurich Versicherung, dazu entscheidet, die alte Siedlung abzureissen und mit einer neuen Überbauung zu ersetzen, erwartet man so etwas wie Zorn oder zumindest passiven Widerstand bei den beiden langjährigen Bewohnerinnen. Doch ihre Haltung schwankt eher zwischen Resignation und leiser Hoffnung. Obwohl engagiert und politisch, hält sich der Film zurück mit lauten Tönen. Teilnehmend, aber unaufdringlich folgt er den beiden Protagonistinnen, die uns davon erzählen, welche Bedeutung dieses unscheinbare Zürcher Quartier für sie hat. Mit Filmgespräch mit Hans Haldimann.

zum Film

Programm September 2025
«Wo- Wo- Wohnige?!»

In vielen Städten rund um die Welt werden Menschen aus ihren angestammten Lebensräumen verdrängt; sie können sich das Leben dort nicht mehr leisten. Gerade in Städten und Regionen, die eigentlich von wirtschaftlichem Wachstum profitieren, sind besonders viele betroffen. Wohnungsnot ist in aller Munde. Politiker:innen, Journalist:innen und Planer:innen überschlagen sich regelrecht mit Lösungsvorschlägen: es brauche mehr Wohnungsbau, ein weniger stark reguliertes Bauwesen, eine investorenfreundliche Politik. Dass dabei wenig günstiger Wohnraum entsteht, während Lofts leerstehen, findet selten Erwähnung.
Es ist uns in diesem Programm ein Anliegen, Menschen zu Wort kommen zu lassen, welche von Wohnungsverlust und Verdrängung bedroht sind und die Perspektiven derjenigen zu zeigen, welche als Erstes von Verdrängung und Vertreibung betroffen sind.
So handelt «Gagarine» vom Teenager Youri, welcher in einem Wohnkomplex in der titelgebenden Sozialsiedlung lebt. Die Siedlung soll wegen Baufälligkeit abgerissen werden, doch Youri setzt alles daran, den bevorstehenden Rückbau doch noch abzuwenden.
Die Geschichte ist fiktiv, doch der Hintergrund ist real: Bei Gagarine handelte es sich um eine reale Vorstadtsiedlung im Pariser Ortsteil Ivry-sur-Seine, welche aufgrund von mangelnder Instandhaltung schliesslich abgerissen wurde. In der Siedlung lebten vor allen Dingen Menschen, welche sich aufgrund ihres geringen Einkommens eine eigene Wohnung nur mit staatlicher Unterstützung leisten konnten. Nach der Errichtung in den 60ern noch gefeiert, litt die Siedlung mit der Zeit immer mehr unter Verfall, die Umgebung hatte einen schlechten Ruf. Trotz alledem richtet sich die Siedlung, welche an Stelle von Gagarine entsteht, an ein zahlungskräftigeres Klientel. Nur noch 30% der neuen Wohnungen werden für Geringverdienende gebaut; zusammen mit der neuen Siedlung werden unter anderem Parks und ein Urban Gardening-Projekt geplant.
Solcherart Aufwertung wird auch in «The Green Divide» thematisiert, vor allen Dingen wirft der Film ein Schlaglicht auf die Ungerechtigkeit von Aufwertungsprozessen: alle wollen grüne Städte, einen funktionierenden öffentlichen Verkehr, moderne Wohnungen. Doch viele Investitionen in Infrastruktur und urbane Lebensqualität werden nicht getätigt, um Städte lebenswerter für Bewohnende zu machen, sondern, um sie attraktiver für Investor:innen zu machen.
Aus dem Bedürfnis nicht nur nach Wohnen, sondern nach Lebensraum wird Geld gemacht. So manchem wird so der Zugang zu einem Grundbedürfnis verwehrt.
Das illustriert «Kleine Heimat». Zwei ältere Frauen leben schon fast ihr ganzes Leben in einer kleinen Siedlung am Stadtrand von Zürich. Als ihnen nach sieben Jahrzehnten gekündigt wird, gibt es nicht mehr viel, was sie tun können: sie müssen sich mit über 90 noch einmal eine neue Wohnung suchen. Diese Hilflosigkeit und Machtlosigkeit, welche Betroffene von Gentrifizierung und Vertreibung erleben, beschäftigen uns besonders. Vor allen Dingen, wenn Menschen am Schluss mit der Überzeugung zurückbleiben, dass sie nicht an den Ort gehören, welchen sie lange Zeit als ihren Lebensmittelpunkt betrachtet haben…
Es gibt allerdings Bewegungen, welche sich gegen Wohnungsnot einsetzen, und das ohne jede Art von Defätismus: «Allein machen sie dich ein» und «Table, Bed, Chair» dokumentieren Bestrebungen aus den Hausbesetzerbewegungen in Zürich und Amsterdam, leistbaren und lebenswerten Wohnraum zu sichern. Dabei bleibt häufig kein Auge trocken.

Die Vorstellung vom 14.9. wird mit einer Einleitung der Häuservernetzung Winterthur eröffnet. Am 28.9. findet nach der Filmvorstellung ein Podium mit Vertreter:innen der IGBBSL und der Bewegung gegen die Wohnkrise aus Winterthur und Zürich statt.

– Infos zur Häuservernetzung Winterthur: wohnraumverteidigen.noblogs.org
– Infos zur IGBBSL: igbbsl.wordpress.com

So 07. September 2025 • 19:30 Uhr

Gagarine

So 14. September 2025 • 19:30 Uhr

Allein machen sie dich ein Teil 5

So 14. September 2025 • 19:30 Uhr

Table, Bed, Chair

So 21. September 2025 • 19:30 Uhr

Kleine Heimat

So 28. September 2025 • 19:30 Uhr

The Green Divide

Di 30. September 2025 • 19:30 Uhr

SPEZIALVERANSTALTUNG: Konzert Paul Geigerzähler

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