Programm

WOMEN OF IRAN

Nach dem Erfolg des „Women of Ukraine“-Monats werden wir mit diesem Konzept fortfahren und lancieren eine „Women of“- Reihe. In dieser Ausgabe widmet sich das Kino Nische den Frauen Irans. Mit dem gewaltsamen Tod von Jina Mahsa Amini durch die Moralpolizei und den darauffolgenden Protesten ist die Repression iranischer Frauen durch das Regime ins Zentrum der weltweiten Aufmerksamkeit gerückt. Doch die Frauen Irans haben sich schon lange zur Wehr gesetzt. Die in den ausgewählten Filmen porträtierten Frauen mussten alle unterschiedliche Wege finden, um auf die misogynen Zustände aufmerksam zu machen. Sie sind auf den Strassen Protestierende, zu Unrecht Inhaftierte, unerschrockene Dokumentarfilmende, Pionierinnen im Freiklettern, rebellische Kinder. Und sie haben alle eines gemein: Sie sind ein Symbol des Widerstands.

Der Dezember steht in der Nische für die Solidarität mit der Bewegung:
Woman Life Freedom زن زندگی آزادی

 

 

Specials:

  • So 3. Dez.: Kurzfilmabend mit anschliessendem Q&A zu Woman Life Freedom mit Dr. Mahdieh Shojaa
  • So 10. Dez.: Mit anschliessendem Q&A mit Steffi Niederzoll
  • So 31. Dez.: Feiert mit uns den Mut iranischer Frauen auch bis ins neue Jahr hinein und verbringt euren Silversterabend mal anders: 35mm Film und danach Anstossen mit Party in der Nische.

Die Filmabende werden jeweils eingeleitet von Rojin Shafieis Kurzfilm «Seams of Resilience Part 2» (CA 2023, 1 min). Details zum Film siehe Beschrieb unter «Kurzfilmabend: WOMEN OF IRAN» am 3. Dezember.

Wie kannst du helfen? Unterschreibe diese Petitionen:

https://www.amnesty.de/allgemein/kampagnen/iran-jina-mahsa-amini-proteste-niederschlagung-gewalt-stoppen

Programmation: Jennifer Wittmann

So 03. Dezember 2023 • 19:30 Uhr

Kurzfilmabend: WOMEN OF IRAN mit anschliessendem Q&A zu Woman Life Freedom mit Dr. Mahdieh Shojaa

SEAMS OF RESILIENCE PART 2
(CA 2023, Rojin Shafiei, 1 min, ohne Dialog, digital)

Rojin Shafiei ist gebürtige Iranerin, wohnhaft in Kanada. Kunst ist für sie ein Vehikel für die Übersetzung kultureller Botschaften, das sie nutzen kann, um verschiedene weibliche Subjektivitäten zu präsentieren.

Dieses experimentelle Video zeigt von iranischen Frauen gespendetes Naturhaar, das mit Hilfe eines Fleischwolfs absichtlich zerkleinert und pulverisiert wird. Der Akt des Zerkleinerns dient als Metapher für eine Reise, die eine Transformation, eine Umformung und eine Transzendenz jenseits des blossen Handelns darstellt: Jede Haarsträhne, die den Zerkleinerungsprozess durchläuft, offenbart eine komplexe Geschichte. Diese Strähnen durchlaufen eine dauerhafte Verwandlung, eine Veränderung, die durch ein unerschütterliches Regime herbeigeführt wird.

 

DREAM OF SILK
(IR 2003, Nahid Rezaei, 42 min, fa/en, digital)

Die Regisseurin Nahid Rezai kehrt nach 20 Jahren in ihre Mädchenschule zurück und fragt die Schülerinnen, wo sie sich selbst in 20 Jahren sehen. Mit der heutigen Perspektive, die wiederum 20 Jahre nach der Fertigstellung des Films ist, sehen wir Teenagerinnen, die unerschrocken von ihrem Träumen erzählen. Diese zugängliche Dok (Selektion Visions du Réel) zeigt uns ein nahbares Porträt junger Frauen, die hoffen, fantasieren aber auch traurig sind, wenn sie an ihre Zukunft denken.

 

YEAR ZERO (MOUVEMENT DE LIBÉRATION DES FEMMES IRANIENNES, ANNÉE ZÉRO)
(IR/FR 1979, Sylvina Boissonnas, Claudine Mulard, Michelle Muller, Sylviane Rey, 13 min, fr, fa/en, digital)

Im Jahr 1979 demonstrierten iranische Frauen im Zuge der Islamischen Revolution für ihre Rechte und gegen die Schleierpflicht. Vier Frauen der französischen Frauenbefreiungsbewegung haben ihre Proteste gefilmt. Wir befinden uns im Jahr 0 des Aufstands gegen die islamische Unterdrückung der iranischen Frau. Mit einem Interview mit Kate Millet.

 

THE TOASTER I USED TO LIVE IN
(IR/CA 2016, Rojin Shafiei, 7 min, fa/en, digital)

Ein einkanaliges Dokumentar-Experimentalvideo über vier junge Frauen im Iran, die gleich alt sind, aber unterschiedliche traditionelle und religiöse Hintergründe haben. Sie äussern ihre Meinung über Abtreibung, Sex, Jungfräulichkeit und die Ehe.

 

GAZE
(IR/IT 2017, Farnoosh Samadi, 14 min, fa/de, digital)

Auf dem nächtlichen Heimweg von der Arbeit wird eine Frau Zeugin eines Diebstahls im Bus. Sie muss sich entscheiden, ob sie eingreifen möchte oder nicht. Farnoosh Samadi erzeugt im Film das unheimliche Gefühl des späten Nachhauselaufens, das vielen Frauen auf der ganzen Welt begegnet, und macht dieses beinahe greifbar.

 

UNVEILED VOICES
(IR/CA 2023, Rojin Shafiei, 18 min, fa/en, digital)

Die zivilen Unruhen und Proteste gegen die iranische Regierung, die durch den Tod von Mahsa Amini in Polizeigewahrsam ausgelöst wurden, begannen am 16. September 2022 und dauern bis zum heutigen Tag an. Amini war von der Moralpolizei verhaftet worden, weil sie angeblich gegen das iranische Hidschab-Gesetz verstossen hatte, indem sie ihren Hidschab während ihres Besuchs in Teheran aus Saqqez „unangemessen“ trug.

Diese Audiodokumentation enthält Geschichten iranischer Frauen, die über ihre persönlichen Erfahrungen mit der Hidschab-Pflicht und der Sittenpolizei berichten. Die Erzählungen umfassen Perspektiven von jungen, älteren, trans und beeinträchtigten Frauen. Zwischen den einzelnen Geschichten sind Archivaufnahmen der jüngsten Proteste auf den Strassen Irans zu hören.

 

Im Anschluss folgt ein Q&A zu Woman Life Freedom mit Dr. Mahdieh Shojaa


95 Min, Gesamtlänge,
Regie: siehe einzelne Filmbeschriebe
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So 10. Dezember 2023 • 19:30 Uhr

SIEBEN WINTER IN TEHERAN mit anschliessendem Q&A mit Steffi Niederzoll (Liveschaltung)

2007 wird Reyhaneh Jabbari im Alter von 19 Jahren wegen Mordes verhaftet, weil sie sich gegen ihren Vergewaltiger gewehrt hat. Ihr Strafprozess macht sie zu einem Symbol der Frauenrechte auch über die Grenzen Irans hinaus.

Im Juli 2007 trifft sich Reyhaneh mit einem Kunden, der sie unter dem Vorwand eines Geschäftstermins bei sich zu Hause treffen will. Als er sie vergewaltigen will, verteidigt sie sich und sticht zu. Kurz darauf wird sie wegen Mordes festgenommen. Im anschliessenden Prozess wird die Todesstrafe verhängt und im Oktober 2014 wurde Reyhaneh hingerichtet.

Steffi Niederzoll drehte den Film gemeinsam mit Reyhanehs Familie, die inzwischen im Exil lebt – mit Ausnahme des Vaters, der keine Ausreisegenehmigung erhält. Diese stellte ihr heimlich aufgenommenes persönliches Ton- und Bildmaterial zur Verfügung. Zusammen mit ihren Aussagen vor Gericht sowie Tagebüchern und Briefen, die aus dem Gefängnis stammen, zeichnet «Seven Winters in Tehran» Reyhanehs Schicksal nach. Durch die Narration von Zar Amir Ebrahimi („Holy Spider“), die Reyhaneh ihre Stimme leiht, werden wir Zeug:innen einer Frau, die nicht nur dem strukturellen Femizid, der im Iran von einer misogynen Justiz verübt wird, ein Gesicht gibt, sondern auch bis zu ihrem Lebensende für ihre Leidensgenossinnen kämpft.

Im Anschluss folgt ein Q&A mit Regisseurin Steffi Niederzoll (mit Liveschaltung)

Deutschland/Frankreich 2023
97 Min, Farsi/de, digital
Regie: Steffi Niederzoll
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So 10. Dezember 2023 • 19:30 Uhr

Vorfilm: Ruben Leaves

Schweiz 2015
5 Min, ohne Dialog, digital
Regie: Frederic Siegel
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So 17. Dezember 2023 • 19:30 Uhr

Profession: Documentarist

(Herfeh, Mostanadsaz)

Wie gelingt es einer Filmemacherin, den zum Schweigen gebrachten Frauen ihre Stimme zurückzugeben? Sieben feministische, unabhängige iranische Dokumentarfilmerinnen stellen sich in einem autobiografischen Film dieser Herausforderung. In sieben Episoden nehmen sie uns mit in ihr persönliches und berufliches Leben und sprechen über die politische, soziale und wirtschaftliche Krise im Iran.

Eine Dokumentarfilmerin im Iran zu sein, ist eine mutige Entscheidung. Nichtsdestotrotz lassen sich diese Frauen, die damit ihre eigene Freiheit in Gefahr bringen, nicht davon abhalten, die Repressalien in ihrem Leben zu dokumentieren. Sie stellen sich die Frage nach der eigenen Identität – als Frau und als Dokumentaristin – in einem Land, das sie lieben, aber in welchem sie sich nach grossen Veränderungen sehnen.

Iran 2014
80 Min, Farsi/en, digital
Regie: Shirin Barghnavard, Firouzeh Khosrovani, Farahnaz Sharifi, Mina Keshavarz, Sepideh Abtahi, Sahar Salahshoor, Nahid Rezaei
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So 24. Dezember 2023 • 19:30 Uhr

Climbing Iran

«It doesn’t matter if you are rich or poor, black or white, Iranian or Italian, man or woman. Gravity pulls everybody down with the same force. And this gave me a great sense of freedom and equality», erklärt Nasim Eshqi in diesem Dokumentarfilm. Die Freikletterin ist die einzige Frau, die im Iran neue Routen eröffnet. Dabei muss sie stets einen doppelten Berg erklimmen, den physischen und den kulturellen.

Während wir Nasim dabei begleiten, wie sie sich mit der Eröffnung einer neuen Kletteroute in den Alpen einen Traum erfüllt, erklärt sie uns dabei, wie ihre Leidenschaft mit der strengen Politik in Bezug auf die Freiheit der Frauen in ihrem Land kollidiert, wie sie auf dem schmalen Grat der Möglichkeiten, die sie hat, balanciert und wie sie für sich einen rebellischen Weg gefunden hat, sich ihre Freiheit zurückzuerkämpfen.

Francesca Borghetti hat die Herausforderung auf sich genommen, einen Dokumentarfilm in der Wildnis zu drehen und dabei ein Porträt einer iranischen Frau eingefangen, die Widrigkeiten aller Art trotzig entgegen lächelt.

Italien 2020
54 Min, Englisch/de, digital
Regie: Francesca Borghetti
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So 31. Dezember 2023 • 19:30 Uhr

Persepolis mit anschliessender Silvester Sause

Marjane Satrapis’ autobiographischer Animationsfilm basiert auf ihrem gleichnamigen Comic und erzählt die Erfahrungen ihrer aufmüpfigen Jugend in einem zum Gottesstaat ausgerufenen und sich im Krieg befindlichen Iran.

Marjane steht am Anfang ihrer Pubertät, als der Iran 1979 von der Islamischen Revolution überrollt wird. Das Leben wird für sie und ihre linksintellektuelle Familie in Teheran immer bedrückender. Doch der rebellische Teenie lässt sich von den neu aufkommenden Repressalien nicht vollends unterdrücken, trägt Punk-Jacke und hört weiterhin heimlich Hard Rock. Aufgrund ihres unverblümten Charakters wird sie zu ihrer Sicherheit nach Wien in eine Schule geschickt und entdeckt dort die Männer für sich. Doch fern von ihrer Familie und mit den westlichen Werten konfrontiert, entschliesst sie sich in den Iran zurückzukehren.

«Persepolis» gelingt es, durch Marjanes kindliche Perspektive eine Naivität sowie Klarsicht auf die Auswirkungen der Islamischen Revolution im Iran zu bringen. Visuell überzeugt der mehrheitlich schwarz-weiss gezeichnete Film durch eine Stilsicherheit, die sich an der gleichnamigen Graphic Novel orientiert.

Silvester mal anders: Geniesst eine analoge Vorstellung mit 35mm Filmstreifenknistern und stosst mit uns im Anschluss an. Für tolle Musik von DJ Katrin und DJ Urs, Verpflegung (Chili sin carne) und ausgelassene Stimmung ist gesorgt. Nur den Film zu schauen, ist auch erlaubt.

Frankreich 2007
96 Min, Französisch/de, 35 mm
Regie: Marjane Satrapi , Vincent Paronnaud
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