Ein Wannabe ist jemand, der vorgibt etwas zu sein, was er nicht ist. Manchmal bestimmt genau diese Art von Täuschmanöver den Charakter des Wannabes. Die Wannabes der Filmgeschichte sind die „Mockumentaries“. Sie hinterfragen die für Neutralität und Echtheit stehenden Dokumentarfilme und kümmern sich nicht um die Regeln des Genres, sondern verdrehen diese geschickt. Sie spielen gekonnt mit dem Typus des Dokumentarfilms und sind dabei als neues Genre – als Mockumentaries –
in die Filmgeschichte eingegangen. Jeder der gezeigten Filme steht für sich allein, entwickelt seinen eigenen Stil von Mockumentary und macht sich die Themen oder Eigenheiten des Dokumentarfilms in vielfältiger Weise zu Nutzen. So, dass die Wirkung etwa ins satirisch-komische abdriftet oder dass hinter den teilweise bewusst läppisch inszenierten und überdrehten Dokumentarfilmstilen doch noch so etwas wie eine Wahrheit auftaucht.
Banksy spielt in „Exit through the gift shop“ seine Trümpfe geschickt aus. In seinem Verwirrspiel um Dokumentarfilme und „echtes“ Footage-Material inszeniert und hinterfragt er genau jene philosophische Grundfrage nach der Wichtigkeit des hochdotierten Originals, durch welche die Kunstszene seit jeher dominiert wird. In „Drop Dead Gorgeous“ wird dem amerikanischen Traum in einer derart überspitzten Art und Weise nachgeeifert, dass die Schönheitsheldinnen und ihr Konkurrenzkampf zum bitterbösen gesellschaftlichen Zerrbild werden. Ein Meister des Mockumentary ist Woody Allen. Seine Fake-Charaktere bringen in den „falschen“ Dokumentarfilmen genau das auf den Punkt, was in „echten“ Dokumentarfilmen im besten Fall zwischen den Zeilen gelesen werden kann. Sein Charakter Emmet Ray, selbstverliebter Jazzgitarrist in der Komödie „Sweet and Lowdown“, inszeniert sich als kongenialer Musiker, der jedoch tragischerweise zu keinen tieferen Gefühlen fähig zu sein scheint. Den Abschluss im April macht der als Dokumentarfilm inszenierte Sciencefiction-Thriller „District 9“. Die eher unglaubwürdig inszenierte Aufmachung als Dokumentarfilm ist als solche leicht durchschaubar, der Regisseur schafft es jedoch – vielleicht gerade durch diese Form von unglaubwürdigem Dokumentarfilm – die Ängste und Nöte von Menschen wie auch von Aliens so greifbar echt rüberzubringen, dass der Film auf seine ganz eigene Art berührt und mit der philosophischen Frage nach der Menschlichkeit weit mehr bietet als man es vom harmlos erscheinenden Sciencefiction-Thriller erwarten würde.