All of Us Strangers
Der Drehbuchautor Adam (Andrew Scott) ist einsam. Er hadert mit der Arbeit an einem Drehbuch, das von der Beziehung zu seinen verstorbenen Eltern inspiriert ist. Sie kamen bei einem Autounfall ums Leben, als Adam zwölf Jahre alt war. Um sich dazu aufzuraffen, sich mit dem eigenen Trauma auseinanderzusetzen, schaut er sich grübelnd alte Fotos aus seiner Kindheit an oder legt die Musik von damals auf den Plattenteller: Frankie Goes to Hollywoods «The Power of Love». Er lebt in einem modernen, seltsam ausgestorbenen Hochhaus in London, macht aber dann die Bekanntschaft von Harry (Paul Mescal), der im selben Block zu wohnen scheint. Als dieser sich Adam nähern will, weist er ihn erst ab – und lässt sich dann doch langsam auf eine Beziehung zu ihm ein. Gleichzeitig scheint Adam die Fähigkeit zu haben, zurück in die Zeit zu reisen. Denn er trifft seine verstorbenen Eltern (Claire Foy und Jamie Bell) in dem Haus seiner 80er-Jahre-Kindheit – sie sind noch genauso jung wie damals und auch alles andere ist unverändert. Adam besucht diesen Ort daraufhin mehrmals, um verpasste Chancen zu nutzen, seine Gedanken und Gefühle zu offenbaren. In Andrew Haighs wunderschön-melancholischem Film über die Liebe und das Alleinsein zeigen alle vier Darsteller:innen grossartige Leistungen. Die Adaption eines japanischen Romans ist eine poetisch-fantastische Auseinandersetzung mit Abschied und Trauer und gleichzeitig ein berührendes Gedenken der vielen schwulen Opfer der Aids-Pandemie.
105 Min, en/de, digital
Regie: Andrew Haigh