Programm

Nisches Favourites 2022/2023

«Was machen wir mit all den guten Filmen, die in den letzten beiden Jahren in den Schweizer Kinos liefen und es nicht in eines unserer Monatsprogramme oder auf unser Open Air Bäumli geschafft haben?». Diese Frage haben wir uns im vergangenen Jahr öfters gestellt und dann eine Lösung gefunden: Wir machen aus ihnen einfach ein eigenes «Best of»-Monatsprogramm. Die Wahl fiel aber trotzdem schwer, uns auf nur vier Lieblingsfilme aus den Kinojahren 2022 und 2023 zu beschränken. Letztendlich sind wir aber sehr zufrieden mit diesen filmischen Leckerbissen, die wir im Januar präsentieren: sie entführen in visuelle Welten, die einmal ganz nah und dann wieder fern sind. Sie laden zum Mitfühlen, Staunen, Weinen und dazu ein, sich immer wieder aufs Neue überraschen zu lassen. Wir hoffen, unsere Lieblingsfilme sind oder werden auch ihre.

Programmation: Sarah Stutte & Silvio Foscan

So 07. Januar 2024 • 19:30 Uhr

Everything Everywhere all at Once

Evelyn Wang ist desillusioniert und erschöpft. Zusammen mit ihrem Mann Waymond betreibt sie einen Waschsalon, der mehr schlecht als recht läuft. Beiden sitzt das Steueramt im Nacken. Zudem steht die Beziehung ohnehin kurz vor dem Aus und die Teenagertochter will sich vor dem extra zum traditionellen Neujahrsfest aus China angereisten Grossvater als lesbisch outen.

Insgeheim fragt sich Evelyn also, ob ihr Leben nicht anders hätte verlaufen können. Sie bekommt die Chance, das rauszufinden, als sich «ihr» Waymond als Action-Man-Version seiner selbst aus einem anderen Multiversum entpuppt. Und Evelyn soll «die Eine» sein, die alle Welten vor der ultimativen Zerstörung durch das allmächtige Raum- und Zeitspringerwesen Jobu Tupaki retten kann.

«Everything Everywhere All at Once» ist ein Irrsinn, der sich in grenzenlosem Einfallsreichtum, rasantem visuellen Witz und zahlreichen Filmverweisen niederschlägt. Doch das, was die Geschichte antreibt ist das Herz, das in der leidenschaftlichen Performance von Michelle Yeoh laut und hörbar schlägt und die Emotionen auf das Publikum überträgt.

Am Ende hat man sicher gelacht, geweint, über das eigene Leben nachgedacht und etwas gesehen, das man im Kino nicht alle Tage zu sehen bekommt. Dafür sahnte der nerdige Film zu recht bei den Oscars ab und erhielt sieben Auszeichnungen.

USA 2022
139 Min, en/de, digital
Regie: Daniel Kwan & Daniel Scheinert
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So 07. Januar 2024 • 19:30 Uhr

Vorfilm: Seemannsgarn

In einem kleinen Boot auf hoher See begegnen sich ein Seefahrer und eine Mücke. Ihre Leidenschaft fürs Musizieren nährt die Freundschaft, das Blut des Seefahrers nährt die Mücke. Die Situation eskaliert, als sich die Mücke in ihrer Gier nicht mehr zurückhalten kann.

CH 2015
6 Min, ohne Dialog, digital
Regie: Julia Munz und Claudia Wirth
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So 14. Januar 2024 • 19:30 Uhr

Foudre

Schwester Innocente unerwartet stirbt, muss die Novizin jedoch auf den Familienhof in einem Walliser Tal zurückkehren, um in der Landwirtschaft zu helfen.

Zurück im Tal sucht Elisabeth nach der Wahrheit in Bezug auf die Todesumstände ihrer Schwester. Doch die Eltern schweigen und bleiben so Antworten schuldig. Dann findet Elisabeth jedoch Tagebucheinträge von Innocente. Aus ihnen wird klar, dass ihre Schwester im Ausleben ihrer Sexualität eine tiefe Verbindung zu Gott suchte. Das wurde in der konservativen Dorfgemeinschaft nicht gutgeheissen.

Das Spielfilmdebüt der Genfer Regisseurin Carmen Jaquier fängt die Rastlosigkeit einer jungen Frau ein, die mit ihren widersprüchlichen Gefühlen in Bezug auf ihren Glauben und ihr Bedürfnis nach Zuneigung kämpft. In visuell berauschenden Bildern wird damit die Geschichte von weiblicher Emanzipation inmitten erdrückender Gesellschaftsnormen erzählt.

«Foudre» wirkt zeitlos und doch sehr modern und ist dabei von einer tiefen Mystik durchdrungen. Ein kraftvoller Film voller Aufrichtigkeit, der eine ländliche Welt zeigt, in der die Menschen mit Ängsten und Konventionen ringen, wenn es um die eigene Identität geht. Damit macht «Foudre» bewusst, dass sich ein tiefer Glaube und der Drang nach Freiheit nicht ausschliessen. Der Film ist der Schweizer Beitrag für die diesjährige Oscarverleihung.

CH 2022
92 Min, ov/de, digital
Regie: Carmen Jaquier
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So 21. Januar 2024 • 19:30 Uhr

Aftersun

Aftersun erzählt von einem Sommerurlaub in den Neunzigern des alleinerziehenden Vaters Calum und seiner 11-jährigen Tochter Sophie. Calum tut sein Bestes, um Sophie den perfekten Urlaub zu bieten, aber er scheint mit Angstzuständen und Depressionen zu kämpfen – etwas, das Sophie erst im Rückblick auf den Urlaub als Erwachsene erkennt.

Der Film zeigt Sophie in der Gegenwart, wie sie sich alte Videoaufnahmen ansieht, die sie und Calum während des Urlaubs gemacht haben, und wie sie versucht, Lücken in ihrem Gedächtnis über diese Zeit zu füllen. Aftersun beeindruckt mit subtilem Storytelling über körnige Bilder und die Suche nach Erinnerungen und ist deshalb einer unserer Lieblinge 2022/2023.

USA & UK 2022
101 Min, en/de, digital
Regie: Charlotte Wells
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So 28. Januar 2024 • 19:30 Uhr

Close

Nur wenige haben das Glück, eine so innige und mühelose Freundschaft zu haben wie die der 13-jährigen belgischen Jungen Leo und Remi. Diese Verbindung und die Verantwortung, die sie mit sich bringt, stehen im Zentrum des einfühlsamen Films. Und als die Freundschaft auf die Probe gestellt wird, wird es unerträglich. Trotzdem oder gerade deswegen ist «Close» einer unserer Lieblinge.

BE 2022
105 Min, ov/de, digital
Regie: Lukas Dhont
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